Mittwoch, 2. Oktober 2013
Vergeben und Vergessen
Jeder hat seine Stärken und Schwächen und wir alle haben Fehler und Fehler begangen. Nicht immer beziehen diese Fehler andere Menschen mit ein, sondern beziehen sich auf unser eigenes Leben. Dennoch sind es gerade die Fehltritte die geliebte Menschen verletzen welche uns am meisten wehtun und den Kopf oder gar das Herz zerbrechen lassen. Darum bitten wir um Verzeihung und sagen, dass es uns leid tut. Das ist natürlich auch ganz richtig so. Doch worum bitten wir eigentlich? Bitten wir darum, dass uns dieser Fehler vergeben wird oder eher darum, dass er vergessen wird? Selbstredend ist es eher Zweites. Denn Vergeben UND Vergessen ist einfach nicht drin. Jede unserer Handlungen hat Folgen. Direkt oder indirekt. Vergebung ist lediglich eine Beschönigung für das Akzeptieren, das Hinnehmen einer Tat. Die daraus entstehenden Folgen der Tat können dadurch nicht geändert, nicht ungeschehen gemacht werden. Fortlaufend, vor jeder Handlung, stehen wir vor einer unendlich großen Möglichkeit an Wegen die unser Leben, unsere Zukunft, einschlagen kann. Mit jeder Tat entscheiden wir, ob nun bewusst oder unbewusst, welchen Weg wir gehen. Doch ein Zurück gibt es nicht. Und während wir darauf hoffen, dass Jemand kommt und die Zeit zurück dreht gehen wir auf dem eingeschlagenen Weg weiter.
Eine angenommene Entschuldigung entschuldigt nicht die Tat an sich sondern bestätigt lediglich, dass man darum weiß, dass keine böse Absichten dahinter steckten. Und das weiß man meist auch ohne die ausgesprochene Entschuldigung. Vergessen wird aber schon allein darum nicht, da sich durch den neu eingeschlagenen Weg alles weitere geändert hat. Auch wenn nur für den Moment. Und genau das spürt man und wird dadurch erneut erinnert. Gut, wenn es genügend schöne Erinnerungen gibt. Wenn man lange genug den vermeintlich richtigen Weg gegangen ist.
Ja, diese Erinnerungen sind wieder emotionaler Natur. Ja, es sind Gefühle. Ja, Gefühle machen die Sache nicht einfach. Aber nein, ohne Gefühle wäre nicht alles besser.
Ich könnte nun wieder ausholen und über den Fluch und Segen von Gefühlen philosophieren aber ich denke durch meine anderen Beiträge sollte meine Position hierzu mittlerweile klar sein.
Nur so viel: Ohne Gefühle gäbe es auch die anfangs erwähnten geliebten Menschen nicht.
Wie geht man nun also am besten mit Fehltritten um? Sowohl als "Treter" als auch als "Getretener"? Das hängt nun von drei Faktoren ab. Von der Art und Schwere der Tat, der Beziehung der betreffenden Parteien zueinander und den Persönlichkeiten eben dieser. Mathematisch gesehen benötigt man nun mindestens zwei Bekannte. Aber was kennt man denn wirklich? Wenn man Glück hat sich selbst und die Art und eigene Einschätzung der Schwere der Tat. Nun sind zwei Halbe bekanntlich ein Ganzes aber dennoch nicht ausreichend zur Lösung der Gleichung. Und wer jetzt mit Substitution anfängt, der hat sowieso ganz andere Probleme. Es gibt keine Lösung. Zumindest keine Musterlösung. Doch was in jedem Fall, in jedem(!), hilft ist die Wahrheit und das offene Gespräch und ein bisschen Zeit. Danach wird, aus vorgenannten Gründen, vielleicht nicht wieder alles beim alten sein aber man nähert sich dem ursprünglichen wieder ein Stück. Ja, vielleicht muss man auch wieder von Vorne beginnen. Doch wenn es genügend gute Gründe, schöne Erinnerungen, eine positive emotionale Bindung oder gar mehr gibt, was soll's? Warum denn nicht? Ist's am Anfang nicht sowieso immer am schönsten? Man muss nun lediglich dran bleiben. Schlechte Erinnerungen müssen nun umso mehr in den Hintergrund treten als zuvor. Einen großen Vorteil hat man diesmal immerhin: Man kennt sein Gegenüber schon ein gutes Stück besser. Sich selbst nebenbei bemerkt auch.
Es kommt also nicht so sehr darauf an was wir tun, sondern wie wir damit umgehen. Irren ist menschlich. Niemand ist perfekt. Und dennoch sprechen Taten mehr als tausend Worte.
Einem geliebten Menschen wird stets, früher oder später, vergeben. Vergessen wird er nie.

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